In dieser neuen Serie möchten wir Ihnen einige Produkte vorstellen, die wir in unserem Ladengeschäft anbieten, gleichzeitig aber auch selber nutzen und schätzen. Dabei soll es sowohl um die Eigenschaften des Gegenstandes gehen, als auch um die mit ihm verbundene Geschichte. Den Anfang macht Konrad mit seiner Motorradjacke.
Mein Motorradfahrerleben ist ohne Vorbilder kaum denkbar. Als Jugendlicher habe ich den Garagennachbarn mit seiner CB450 (die mit dem wunderschönen Seitendeckel) manches Mal beim Schrauben mit dusseligen Fragen gelöchert. Aber auch eine Strasse weiter war es spannend, denn da wohnte ein Mitglied unserer ortsansässigen Rockergang und oft habe ich diese tollen Typen bei ihren gemeinsamen Fahrten (leider nur in Gedanken) begleitet. Das absolut Grösste war jedoch, wenn das weiße Guzzi-V7-Gespann auftauchte – mehrfache Verfolgungsfahrten mit dem Fahrrad führten schließlich zum Erfolg: ich sah wo Mann und Maschine auf einen Hof einbogen und hielten. Kurze Zeit später saß ich, noch immer außer Atem, auf der Küchenbank von Helmut (so hieß der Besitzer) und durfte seine Schätze bewundern. Da gab es LKW- und Motorrad-Modelle, eine Rieseneisenbahnanlage für seinen Sohn "Klein Helmut" und viele skurrile Geschichten! Ich weiß nicht mehr ob die Bücher von Klacks (Ernst Leverkus) oder Helmuts Geschichten zuerst da waren, jedoch ergänzten beide sich hervorragend und bildeten den Hintergrund meiner Motorradwelt. Eigene Reisen, Aktionen, Erlebnisse und Freundschaften begannen diese Welt zu prägen und Erfahrungen mit unterschiedlichsten Motorrädern kamen im Lauf der Jahre hinzu. Es gibt aber auch Zeiten, wo all dies an Bedeutung verliert und andere Dinge wichtiger sind, jedoch nur solange, bis ein Erinnerungsfetzen wieder dieses Lebensgefühl der frühen Zeit erweckt.
Ein Ausdruck dieses Motorradleben-Gefühls ist die Kleidung und da besonders die Motorradjacke! In meinem Fall seit Jahrzehnten die "Wachsjacke". Im Kopf tauchen Bilder von der Isle of Man auf, Fotos der legendären "Sixdays", oder Erzählungen der alten "Fahrensleute", die mit ihren Wachsjacken auf sportlichen englischen Motorrädern Reiseabenteuer erlebt haben. Vor allem aber ist eine Wachsjacke wetterfest, günstig, robust und mit vielen großen Taschen ausgestattet!! Da hinein passt Alles, von den Zigaretten (früher war das so) über Zündkerzen und andere Kleinteile bis hin zu Werkzeug und notfalls auch mal einer Bierflasche. Wenn dann irgendwann der Regen durchkommt, wird die Jacke nachgewachst – viel hilft viel – und so entsteht die geliebte Patina aus Straßendreck und Textilwachs. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass ein derart gekleideter Fahrer nicht nur Begeisterung bei seinen Mitmenschen weckt – das Auftreten mit meist schmutzigen Fingernägeln, der (bei älteren Jacken) arttypische Geruch und die oben erwähnte Patina können eventuell als "schmutzig" fehlgedeutet werden. Dabei handelt es sich in Wahrheit um Spuren gemeinsam erlebter Abenteuer, sei es auf der Guzzi im Hochgebirge, oder mit der Yamaha in der Wüste, nie ging es auf Tour ohne meine Wachsjacke. Im Laufe der Jahre verwachsen der wettergegerbte Fahrer und seine in Ehren ergraute Jacke zu einer erprobten Einheit. Anhand der liebevoll aufgenähten Patches (Selbermachen ist hier Ehrensache) und der zahlreichen Anstecker erzählt sie ihre Geschichte und erklärt, weshalb sie trotz einiger Risse im Gewebe immer noch gern getragen wird.
Irgendwann kommt aber auch der Tag, an dem die alte Jacke aufs Altenteil (sprich auf den Kleiderbügel im Motorrad-Schrank) kommt. Schweren Herzens werden dann einige Anstecker auf die neue Wachsjacke umgesetzt und die Suche nach anderen, aktuelleren Aufnähern beginnt von vorn. Jetzt fahre ich mit einer SunStuff "Sixdays Pro", welche ihren beiden Vorgängern zum verwechseln ähnlich ist. Kein noch so perfektes Universal-Kunststoff-Kleidungsstück kann für mich die Bindung ersetzen, die zu meinen Wachsjacken entstanden ist.
Zur vorgestellten Jacke auf unserem Internetauftritt:
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