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Ab ins Gebirge! - Tag 26-31



Am Pamir-Highway

Liebe Leser, es ist ist Zeit für einen weiteren Reisebericht, dieses Mal mitten aus dem tadschikischen Gebirge, genauer, dem Ort Tirchid am Grenzfluss nach Afghanistan.


Gehen wir zunächst aber einige Tage zurück. Donnerstag brechen wir in Samarkand auf. Da der nächstgelegene Grenzübergang geschlossen ist, fahren wir einen längeren Schlenker nach Süden. Kurz vor der Grenze finden wir dort am Donnerstagabend einen schönen See als Übernacht-ungsplatz. Wir werden direkt freundlich von Einheimischen begrüßt und verbringen gemeinsam einen tollen Abend. Bevor wir uns daran machen, am nächsten Morgen die Grenze zu überqueren, tanken wir noch und resümieren über die letzten Tage in Usbekistan.

Wie können wir das Erlebte in wenigen Sätzen zusammenfassen? Benzin und Geld gibt es nur auf dem Schwarzmarkt. Auf den Straßen sind viele Kleinwagen und Kleinbusse aus einheimischer Produktion unterwegs. Auf den Feldern neben der Straße stehen hauptsächlich Baumwolle und Mais. Es gibt ein gutes Nahverkehrssystem, das uns an die in der Türkei fahrenden Dolmuş (eine Art Sammeltaxi) erinnert. Uns begegnen nur ehrliche und freundliche Menschen. Die Landbevölkerung wirkt auf uns im Vergleich zu den Stadtbewohnern eher arm. Besonders die Frauen sind aber immer schick gekleidet, entweder in Baumwollstoffe mit offenbar landestypischen Mustern oder Seidenkleider. Außerhalb der Großstädte bemerken wir nur wenig westlichen Einfluss. Die Hauptsprache ist Usbekisch, aber auch Russisch wird problemlos verstanden und gesprochen. Uns begegnende Beamte sind korrekt und freundlich. An der Grenze fallen uns dazu zahlreiche Schilder auf, die darauf hinweisen, dass versuchte Bestechung strafbar ist und geahndet wird.

Der Grenzposten nach Tadschikistan ist neu und aufwendig gebaut, wirkt aber dennoch auf uns etwas schmuddelig. Die Grenzbeamten sitzen in geschlossenen Büros mit laufenden Fernsehern und lassen die Reisenden nur einzeln ein. Unsere Pässe werden diverse Male kontrolliert und dazu erfolgen Unmengen von Eintragungen in diverse Listen, deren Bedeutung man uns nicht erklärt. Hier müssen wir auch eine Straßenbenutzungsgebühr in Höhe von 10 € zahlen. Die Beamten sind aber freundlich und wir erleben hier keine der von manch anderen Reisenden beschriebenen Schikanen. Insgesamt ist der Grenzübertritt erneut unkompliziert und in zwei Stunden erledigt.

Im Land selber fallen uns schnell die zahlreichen Geschwindigkeits-kontrollen sowohl mit Hilfe von Radarpistolen als auch festmontierten Blitzern auf. Bei Duschanbe erwischt es dann auch uns, wir kommen jedoch zunächst mit einer freundlichen Verwarnung davon. Etwas später bei einer Dorfeinfahrt werden wir erneut angehalten. Angeblich sind wir mit stark überhöhter Geschwindigkeit unterwegs (stimmt nicht) und sollen dafür eine horrende Strafe zahlen. Leo verhandelt mit den Betrügern in Uniform und schafft es, die "Strafe" auf 10 € zu senken. Nur ein Dorf später ist der nächste Polizist über seiner Radarpistole am Dösen und springt erst auf, als wir ihn bereits passiert haben und nicht mehr halten können. Auf den Straßen sind nun viele europäische Automarken anzutreffen. Wir sehen sowohl Luxuskarossen mit abgedunkelten Scheiben als auch klapprige Opel. Auch hier sind die Menschen durchweg freundlich und hilfsbereit, nur mit den Polizisten scheinen wir bisher Pech zu haben. Interessant an den vielen Begegnungen mit Einheimischen ist für uns auch, dass hier viel Englisch und teilweise sogar Deutsch gesprochen wird.

Am Sonntag kommen wir mit unseren Motorrädern auf den Pamir-Highway. Die Bezeichnung "Highway" ist jedoch für diesen Feldweg in erbärmlichem Zustand eher als Witz zu verstehen. Mit einer Geschwindigkeit von 10-25 km/h kämpfen wir uns mühsam von Schlagloch zu Schlagloch durch den Staub. Dadurch aufgehalten und durch unzureichendes Kartenmaterial zusätzlich verlangsamt, stranden wir nachts auf etwa 3000 Metern Höhe und entscheiden uns, dort zu zelten. Dabei treffen wir eine Gruppe Jugendlicher aus Österreich, die eine ähnliche Reise wie die unsere unternehmen, aber über die Türkei gekommen sind. Zum ersten Mal wird es richtig kalt und wir ziehen an, was die Packsäcke hergeben. Als Entschädigung dafür zeigt sich uns am nächsten Morgen ein atemberaubendes Panorama.


Inzwischen ist die Straße ein wenig besser geworden, d. h. manchmal kann man sogar 30-40 km/h schnell fahren, meistens ist aber weiterhin nur Schrittgeschwindigkeit mög-lich. Einige der durchfahrenen Dörfer wirken sehr ärmlich, andere sehr vermögend. Durchgängig sind jedoch Bilder des Präsidenten zu finden, der sich offenbar mit Vorliebe in Tulpenfeldern ablichten lässt. Der Großteil der Bevölkerung scheint im Bergbau oder der Viehzucht tätig zu sein. Zu unserer großen Freude ist das Tanken in Tadschikistan sehr viel unkomplizierter als in Usbekistan. Dafür wird es hier aktuell bereits um 19 Uhr dunkel, sodass wir spätestens um 20 Uhr im Bett liegen. Als Ausgleich sind wir aber auch um fünf Uhr morgens schon wieder auf den Beinen.

Insgesamt fühlen wir uns hier bisher etwas unsicherer als in Usbekistan. Das liegt sicher auch an der unmittelbaren Nähe zu Afghanistan, die durch zahlreiche Minenwarnschilder verdeutlicht wird. Unsere Route führt uns direkt am Grenzfluss entlang. Von Krieg oder Unruhen ist hier jedoch zum Glück nichts zu sehen. Stattdessen begegnen uns immer wieder Afghanen, die uns von der anderen Flussseite aus freundlich zuwinken.

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